Tulcea – Zugang zum Donaudelta
Tulcea liegt im Osten der Dobrudscha an einer markanten Biegung der unteren Donau. Die Stadt mit rund 70.000 Einwohnern erstreckt sich am rechten Ufer, dort, wo sich der Fluss in mehrere Arme aufteilt und in das Donaudelta übergeht. Sie ist ein fester Haltepunkt vieler Flussreisen, denn vom Hafen aus starten kleinere Ausflugsboote in das verzweigte Netz aus Kanälen, Altwassern und Schilfflächen. Es bildet das größte Feuchtgebiet Europas. Wer das Delta im Rahmen eines Tagesausflugs kennenlernen möchte, beginnt diesen meist in Tulcea.
Eine Stadt mit tief verwurzelter Geschichte
Tulcea kann auf eine lange Siedlungsgeschichte zurückblicken. Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. wird der Ort unter dem Namen Aegyssus in antiken Quellen genannt. Die strategische Lage an der Donau machte ihn über Jahrhunderte zu einem gefragten Platz: erst unter römischer, dann unter byzantinischer Kontrolle, später als befestigter Handelspunkt unter bulgarischer, genuesischer und osmanischer Verwaltung. Diese vielfältigen Einflüsse prägen die Region bis heute. Seit 1878 gehört Tulcea zum rumänischen Staatsgebiet und entwickelte sich im späten 19. Jahrhundert zu einer wichtigen Hafenstadt mit neuen städtischen Strukturen.
Stadtbild zwischen Donauufer und Hügelkamm
Das Zentrum von Tulcea liegt oberhalb der Uferpromenade und ist gut zu Fuß erreichbar. Rund um den Bürgerplatz finden sich Verwaltungs- und Wohnbauten aus dem 19. Jahrhundert. In der Mitte des Platzes steht ein Denkmal für Mircea cel Batrân, der im ausgehenden 14. Jahrhundert als Fürst der Walachei regierte. Wer sich vom Platz aus bergan bewegt, erreicht den auf einem der sieben Hügel gelegenen Unabhängigkeitspark. Hier steht ein 22 Meter hoher Obelisk aus Granit, der an den Russisch-Osmanischen Krieg von 1877/78 erinnert. Vom oberen Ende des Parks reicht der Blick weit über das Stadtgebiet und in die flache Flusslandschaft des Deltas.
Museen mit Blick auf Vergangenheit und Naturraum
Am Hang des Hügels, unterhalb des Denkmals, befindet sich das Archäologische Museum. Es zeigt Funde aus mehreren Epochen – von frühen griechischen Siedlungen über römische Militäranlagen bis hin zu Objekten des mittelalterlichen Alltags. Die Ausstellung vermittelt einen Überblick über die kulturellen Entwicklungen, die Tulcea geprägt haben.
Ein thematisch ergänzender Ort ist das Zentrum für Ökotourismus, das sich dem heutigen Naturraum widmet. Modelle typischer Landschaften, Darstellungen der Pflanzen- und Tierwelt sowie zwei größere Aquarien mit Arten aus dem Schwarzen Meer veranschaulichen die Vielfalt des Donaudeltas – für Reisende, die nicht mit dem Boot in das Schutzgebiet fahren, eine sinnvolle Alternative.
Zwei Klöster im Umland
Westlich von Tulcea, in einer sanft gewellten Flusslandschaft, befinden sich zwei orthodoxe Klöster, die im Rahmen eines Halbtagesausflugs besucht werden können. Celic-Dere wurde im 19. Jahrhundert gegründet. Die heutige Anlage mit Wohnzellen und einer Kirche mit Fresken im byzantinischen Stil entstand zwischen 1901 und 1925. Das nahe gelegene Kloster Saon wurde von Mönchen aus Celic-Dere gegründet und steht zwischen Wiesen und Weingärten an einem Donauarm. Seine dreikuppelige Kirche stammt aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nach einem Erdbeben im Jahr 1990 wurde das Bauwerk über mehrere Jahre hinweg restauriert.